Der Bauch im Zentrum
Das zweite Gehirn
Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, was im Verborgenen der Körpermitte – Ihrem Bauch – schlummert und scheinbar mehr oder weniger gut funktioniert?
Kaum ein anderes menschliches Organ wird so missachtet und schlecht behandelt, wie der Darm.
Über unseren Bauch zu sprechen, ist in unserem Kulturkreis (in Gesellschaft und Wissenschaft) noch immer ein Tabu. Meist kommt das Thema Darm nur in der Arztpraxis zur Sprache. Im Alltag dagegen wird der Bauch mit seinen Problemen nahezu verschwiegen.
Viele Menschen haben sogar Hemmungen, ihren Bauch zu zeigen oder gar zu berühren.
Wie geht es (Ihnen mit) Ihrem Bauch? Pflegen Sie einen innigen Umgang mit dem Mittelpunkt Ihres Seins?
Ich freue mich, Sie bei mir zum Thema Bauch begrüßen zu dürfen!
Das zweite Gehirn
Jetzt passt es mir nicht!
Wussten Sie, dass der Darm im Laufe eines 75-jährigen Menschenlebens rund 30 Tonnen Nahrung und 50.000 Liter Flüssigkeit verarbeitet? Er setzt diese in einem sehr komplizierten Zusammenspiel mit anderen Organen um. Dies schenkt uns Kraft und hält uns am Leben.
Zwei Drittel des Immunsystems befinden sich im Bauch. Darüber hinaus besitzt der Darm ein weit verzweigtes Nervengeflecht.
Er ist ein hoch sensibles Zentrum der Gefühle: Freude, Liebe, Zuneigung oder Urvertrauen etc. empfinden wir aus dem Bauch heraus. Aber auch Trauer, Angst und Wut stecken im Bauch.
Manchmal nehmen wir Bauch-Geräusche wahr, die uns eher peinlich erscheinen oder uns verunsichern. Gemeint ist hier das Bauchgefühl, welches sich immer dann meldet, wenn in unserem Leben etwas geschieht, von dem wir (noch) nicht wissen wo es hinführt.
Forscher sprechen dabei von einem zweiten Gehirn, dem Bauchhirn, das quasi ein Abbild des Kopfhirns darstellt.
Grafik: © Depositphotos.com/BluezAce
Jetzt passt es mir nicht!
Bauchprobleme
Aufgrund der großen Sprachlosigkeit der Erwachsenen und deren falscher Vorbildfunktion kann der Darm auch schon bei Kindern aus seinem natürlichen Rhythmus geraten. – Da der Gang zur Toilette vielen Kindern in der Schule peinlich ist, unterdrücken sie den Stuhlgang lieber und halten den Darminhalt bis mittags zurück.
Das Thema „Zurückhalten des Stuhlgangs“ betrifft jedoch auch Berufstätige: Menschen mit Schalter- und Schichtdienst und in den verschiedensten Berufen, wie Fließbandarbeiter, Hotelpersonal, Kassiererinnen... Und Sie?
Will der Darm sich morgens (nach der inneren Uhr) entleeren, so darf er das häufig nicht. Doch das ist auf Dauer nicht gesund! Denn die Verdauungsreste werden gegen die natürliche Ausscheidungsrichtung gepresst und können sich als Ablagerungen in den Darmschlingen verkleben. Dies wiederum kann die Aufnahme von lebenswichtigen Stoffen auf Dauer mindern.
Bauchprobleme
Bauchprobleme bauen sich meist über Jahre schleichend auf. Hektisches, unregelmäßiges oder gedankenloses Essen, aber auch Sorgen und Seelenprobleme muss der Darm verdauen. So manches fressen wir geistig in uns hinein. Viele Menschen lösen ihre Verdauungsprobleme mit dem Griff nach einer Tablette. Abführmittel sind zum Allheilmittel geworden.
Ein junger Darm kann die vielen Misshandlungen, wie ungesunde Ernährung, zu reichlich, zu kalt oder zu heiß gegessene Lebensmittel, übersüßte, künstlich behandelte Nahrung, oder seltene Zuwendung und mangelnde Berührungen des Bauches über Jahre schlucken.
Aber irgendwann macht der Darm – im wahrsten Sinne des Wortes – schlapp. Vollgestopft und übersäuert, erschlafft dieser riesige Muskel. Die Folgen sind oft chronische Verdauungsprobleme, verbunden mit Blähungen, Völlegefühl, Bauchschmerzen, Schlaf- und Durchblutungsstörungen, Unbefindlichkeiten während der Regel und in den Wechseljahren, Unruhe, Nervosität und Stress.
Insbesondere im Alter leiden viele Menschen unter Kotsteinen (das sind steinartige Gebilde, bestehend aus eingedicktem Kot, mit Schichten aus Schleim und eingetrocknetem Darminhalt), deren manuelle Ausräumung mit einem Risiko behaftet ist.
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